2018: die wichtigsten ERP-Themen
Mittelstand konzentriert sich auf engere Kundenbeziehungen, Systemintegration + rechtskonforme Daten.
Auf breiter Front ist die Digitalisierung im Mittelstand angekommen – abhängig davon, wie intensiv die die Unternehmen sich damit befasst haben, stehen für die ERP-Anwender unterschiedliche Schwerpunkte an.
Verschiedene Studien der aktuellen Entwicklungen im Mittelstand zeigen, dass Cloud, Mobility, Industrie 4.0 und das Internet of Things (IoT) immer mehr Einsatzfelder finden. Eine immer größere werdende Anzahl von Unternehmen wird sich 2018 damit befassen, diese Technologien in die Praxis umzusetzen. Auch erste Experimente mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning finden bei einigen Unternehmen bereits statt.
Customer Centricity
Die Kundenloyalität nimmt sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich immer mehr ab. Das ist die größte Sorge der Unternehmenslenker. Laut dem „CEO Outlook 2015“ des Beratungsunternehmens KPMG bereitet 88 Prozent der deutschen CEOs die schwindende Kundenloyalität Sorgen. Hinzu kommt, dass die Neukundengewinnung im Vergleich zur Bestandskundenpflege deutlich teurer ist – sie kostet bis zu zehnmal so viel.
Was neudeutsch Customer Relationship Management (CRM) heißt, also Kundenbeziehungs-management, ist bei vielen Unternehmen schon seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit: der direkte Draht zum Kunden und ein persönlicher Service, zu dem unkomplizierte Lösungen bei Problemen gehören.
Mittelstand setzt auf Standardlösungen
Eine generalistische oder Standard-ERP-Software ist hoch integriert und viel breiter aufgestellt als die oftmals viel teureren Branchenlösungen. Solche Komplettsysteme sind branchenneutral und decken in der Grundausstattung alle Unternehmensbereiche ab – von der Finanzbuchhaltung, den Ein- und Verkauf bis hin zum Warenbestand und Vertrieb und manchmal sogar noch die Produktion.
Der Vorteil: Standardsysteme sind sehr variabel bei den Einsatzmöglichkeiten, haben eine einheitliche Bedienlogik und der Schulungsaufwand ist gering.
Digitale Dokumentenverwaltung auf dem Vormarsch
Um weitere Schnittstellen und die damit verbundene mühsame Pflege zu vermeiden, beschäftigten sich viele Mittelständler bisher nicht mit dem Thema der Belegarchivierung. Mit der zunehmenden Digitalisierung wendet sich nun das Blatt. Im September legte der Bitkom eine Studie vor, nach der jedes fünfte Unternehmen im Mittelstand stärker in das digitale Büro investieren will. Die Auswahlmöglichkeiten reichen von zahllosen Einzellösungen bis hin zu ERP-Komplettlösungen mit integriertem Belegarchiv oder gar eigenem Dokumentenmanagementsystem.
Nachhaltiges Wachstum: das Angebot an Cloud-Produkten nimmt zu – die Nachfrage auch?
Die Nachfrage nach On-Premise-Systemen (Der Lizenznehmer (Kunde) kauft oder mietet Software und betreibt diese unter eigener Verantwortung im eigenen Rechenzentrum (On Premises). Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Kunde die Software auf angemieteten Servern eines Fremdrechen-zentrums betreibt, die Software läuft jedoch keinesfalls auf der Hardware des Anbieters. Neben den Betriebs- und Anschaffungskosten sind zusätzlich Wartungsgebühren einzukalkulieren, bei Open-Source-Software wird die Unterstützung, Weiterentwicklung und Fehlerbehebung durch die Entwicklergemeinschaft betrieben.) ist nach wie vor hoch, aber vielerorts wird behauptet, die Nachfrage ginge eindeutig in Richtung Cloud. Für private Anwendungen mag das durchaus der Fall sein, kleine und kleine mittelständische Unternehmen aber sind bisher noch mehrheitlich nicht daran interessiert, ihre Geschäftsdaten auf fremden Servern zu speichern. Unternehmen nutzen vor allem Office-Software, Groupware wie Mail-Software, branchenspezifische Anwendungen und Software-Collaboration-Tools.
Fazit: Für jeden das Richtige
Der Mittelstand benötigt individuellere Lösungen als Großunternehmen mit zahlreichen Standard-Arbeitsplätzen. De facto ist „die Cloud“ in KMUs eine Private Cloud mit diversen Public Clouds, sprich: eine hybride Multi Cloud. Bei SaaS sind dabei Office-Anwendungen und CRM faktisch Standard, bei ERP besteht noch Überzeugungsarbeit seitens der Anbieter.
Immer bessere Analysemethoden rücken die Datenqualität in den Fokus
Unternehmen erkennen zunehmend den Wert ihrer Daten, das zeigt eine Studie der KPMG. Sie analysieren ihre stetig wachsenden Datenbestände mit modernen Tools, um das eigene Geschäftsmodell anzupassen. Aber: Das Vertrauen in die Datenqualität ist noch ausbaufähig. Etwa jedes dritte Unternehmen bezweifelt die Zuverlässigkeit der eigenen Datenanalysen, so der KPMG-Bericht. Neben interaktiven Cockpits benötigen Unternehmen also dringend ein Datenqualitätsmanagement. Die Verschärfung rechtlicher Vorgaben wird die Tendenz dazu weiter befeuern.
2018 – das Jahr der Regelverschärfungen
2018 wird ein Compliance (Regeltreue)- beziehungsweise ein Datenjahr. Das Ende der Übergangsfrist bei der EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) am 24. Mai 2018 sorgt für viel Aufmerksamkeit – und das nicht nur für die EU-DSGVO, sondern für das Thema Compliance insgesamt. Denn auch bestehende Regelwerke wie die GoBD haben es in sich. Unternehmen, die sich unsicher sind, sollten sich unbedingt beraten lassen. Sonst könnte es bei der nächsten Betriebsprüfung ein unsanftes Erwachen geben.
Ohne Mobility geht nichts mehr
Durchlaufzeiten werden durch mobiles Arbeiten und die verzögerungsfreie Datenübertragung an nachfolgende Prozesse verkürzt. Prozesse werden zuverlässiger. Deshalb setzen sich mobile Lösungen auf breiter Front durch: vom Service-Portal für Techniker im Außendienst über die Betriebsdatenerfassung im Lager bis zur genauen Verfolgung von Warenträgern in der Fertigung. Die Anzahl der Anwendungsbereiche und realisierten Lösungen wird hier deutlich zunehmen.
Das Internet der Dinge wird Mainstream
Das „Internet of Things“, kurz IoT, kommt immer mehr in der Praxis an. Unternehmen realisieren zunehmend erste Projekte und sammeln Erfahrungen mit der Nutzung vernetzter, smarter Sensortechnologien. Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) hat hier eine Vorreiter-Rolle übernommen. Diese Lösungen versprechen eine erste, solide Digitalisierungsrendite.
Erste Gehversuche im Bereich Künstliche Intelligenz
Der deutsche Mittelstand nähert sich gehypten Modetrends eher mit Bedacht. Das zeigte sich vor einigen Jahren bereits bei Industrie 4.0. Genauso verhält es sich jetzt beim Thema Künstliche Intelligenz (KI). Vorreiter experimentieren bereits mit KI und selbstlernenden Systemen. Denn neue Technologien bieten immer auch die Chance, produktiver zu werden und Mitarbeiter von Routinetätigkeiten zu entlasten, wie erste Erfahrungen mit interaktiven Sprachassistenten zeigen.